FAQ

Was bedeutet eigentlich LNG?

LNG steht für „Liquefied Natural Gas“. Dabei handelt es sich um Erdgas, das auf -162°C heruntergekühlt und damit verflüssigt wird. In verflüssigter Form nimmt es lediglich 1/600 des Volumens von Erdgas ein. Dadurch ist es sehr gut und in großen Mengen (bis zu rund 265.000 Kubikmeter LNG) auf Spezialschiffen (LNG-Tankschiffen) transportierbar. Es können viele Produktionsstätten weltweit als Quelle dienen. Bei der Erwärmung bzw. Verdampfung („Regasification“) nimmt es wieder den gasförmigen Aggregatzustand an.

Was bedeutet eigentlich FRSU?

FSRU ist die Abkürzung für den Fachbegriff „Floating Storage and Regasification Unit“ (FSRU). Es handelt sich dabei um ein LNG-Tankschiff, welches zusätzlich eine LNG-Verdampfungsanlage besitzt, also eine schwimmende LNG-Speicher- und Verdampfungseinheit.

Was ist ein LNG-Anlande- bzw. Importterminal?

Ein LNG-Anlande- oder Importterminal besteht immer aus einem Schiffsanleger, einer Verdampfungsanlage, einem LNG-Speicher bzw. -Tank sowie einer Anbindungsleitung in das jeweilige Erdgas-Transportnetz. Es gibt land- und FSRU-basierte Terminals - letztere in Form von Spezialschiffen (FSRU), welche LNG-Speicher und Verdampfungseinheit kombinieren. In Europa gibt es viele Terminals an Land aber bislang nur zwei FSRU-basierte LNG-Importterminals, nahe Pisa etwa 22 km vor der toskanischen Küste sowie in Klaipeda in Litauen. Und nun in Wilhelmshaven am Standort Vorlapper Groden das dritte Terminal dieser Art.

Warum wurde Wilhelmshaven als Standort ausgewählt?

Das nautische Revier bei Wilhelmshaven ist mit seinem tiefen Fahrwasser in Deutschlands einzigem Tiefwasserhafen tideunabhängig befahrbar. Zudem kann eine bereits bestehende Hafeninfrastruktur, die UVG, genutzt werden. Die am neuen Anleger der FSRU fest vertäute FSRU kann dadurch jederzeit von LNG-Transportschiffen angefahren werden. Trotzdem ist der Anleger weit genug vom Fahrwasser entfernt, um die Seefahrt nicht zu beeinträchtigen. Ein weiterer Vorteil im Hinblick auf die H2-Zukunft ist die ideale Infrastruktur-Anbindung an das Gasleitungs-, Autobahn- und Schienennetz. Auch der nahe Einspeisepunkt ins Deutsche Ferngasleitungsnetz und zu den Speicherkavernen in Etzel machen das nautische Revier bei Wilhelmshaven zum optimalen Standort für ein LNG-Terminal. Die Lage in einem bereits industriell genutzten Hafenbereich entspricht zudem den höchsten Sicherheitsstandards.

Was bringt der LNG-Terminal Wilhelmshaven und seiner Region?

Wilhelmshaven übernimmt bei der Energiekrise eine besondere Rolle. Die Region wird zur Energiedrehscheibe für Deutschland, von der aus Erdgas in alle Gebiete transportiert werden kann. Damit trägt Wilhelmshaven weiterhin zur Versorgungssicherheit im Energiesektor bei, in dem über den Standort rd. 5-8 Prozent der benötigten deutschen Gasbedarfs künftig über den Import-Terminal umgeschlagen wird. Dadurch trägt Wilhelmshaven dazu bei, dass die Quellen von Erdgas diversifiziert werden. Zudem übernimmt Wilhelmshaven den Standort einer Brückentechnologie in die Zukunft. Während die Energieversorgung kurzfristig über LNG sichergestellt werden soll, ist langfristig eine Energieversorgung mithilfe von grünem Wasserstoff geplant. Gleichzeitig schafft und sichert das schwimmende Terminal Arbeitsplätze und stärkt die lokale Wirtschaft. Auch die zu erwartenden Gewerbesteuereinnahmen wirken sich günstig auf die Region aus.

Warum ist ein Anlandungsterminal für verflüssigtes Erdgas sinnvoll?

Die aktuelle geopolitische Situation hat einmal mehr aufgezeigt, wie wichtig es ist, nicht nur die Lieferquellen, sondern auch die Importwege zu diversifizieren. Die Umsetzung eines LNG-Terminals in Deutschland trägt zur Versorgungssicherheit des Landes bei.

Wie lief das Projekt bis zur Realisierung ab?

Die Realisierung des LNG-Terminals Wilhelmshaven erfolgte auf Basis sämtlicher gesetzlicher Bestimmungen. Mit dem Wiederaufleben von Planungen für ein FSRU-basiertes LNG-Importterminal der Firma Uniper aus den Jahren 2018/2019 konnte schnell mit neuen Planungen im März 2022 gestartet werden. Parallel zur Planungsphase wurde das Genehmigungsverfahren angeschoben sowie der Beschaffungsprozess begonnen. Baubeginn war im Juli 2022. Nur dank der aus dem Uniper-Vorprojekt vorhandenen Planungs- und Genehmigungsunterlagen, durch die Parallelisierung der sonst weitestgehend sukzessive erfolgenden Projektschritte sowie der intensiven Zusammenarbeit zwischen den für die verschiedenen Teilprojekte zuständigen Unternehmen Uniper, OGE und NPorts war eine so schnelle Realisierung des ersten Anlandeterminals für LNG in Deutschland zu erreichen. Die für Bau und Betrieb erforderlichen Genehmigungsverfahren decken dabei alle relevanten Aspekte ab und folgen ausnahmslos den gesetzlichen Vorgaben. Materielle Erleichterungen, das heißt zum Beispiel ein Abweichen von den geltenden Umweltstandards und -untersuchungen, waren deshalb beim Durchlaufen der verschiedenen Stufen für die notwendigen behördlichen Zulassungen und Genehmigungen, nicht erlaubt.
 

Der LNG-Terminal Wilhelmshaven konnte damit Ende 2022/Anfang 2023 in Betrieb genommen werden.

Woher kommt das verflüssigte Erdgas?

Grundsätzlich lässt sich Erdgas auf vielen Kontinenten weltweit finden und fördern. Dadurch hat Deutschland den Vorteil, unabhängiger von einzelnen Produzenten zu werden. Aus welchen Quellen das LNG stammt, das in Wilhelmshaven angelandet wird, entscheiden die Marktteilnehmer auf der Basis von Angebot und Nachfrage. Zu den wichtigsten Exporteuren von LNG gehören zum Beispiel die USA, Australien und Katar.